Hallo zusammen. Ich möchte, wie an anderer Stelle versprochen, nun hier meine Erfahrungen mit diesen beiden Operationen festhalten. Durchgeführt wurden sie diesen Mittwoch, 17.01.2024 bei Dr. Tarfusser in Meran, nachdem ich im Vorfeld in Andreas' Threads zu dem Thema (auch hier im Forum) bereits einige Eindrücke sammeln und Antworten erhalten konnte. Haupt-Grund für die OP ist die weiterhin mangelnde Verfügbarkeit von Vagantin, dessen nicht-Lieferfähigkeit sich https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/vagantin-fruehestens-im-september-2024-verfuegbar mittlerweile wohl bis September ziehen wird. Zwar war auch das nur eine maximal ausreichende Lösung, aber zumindest hatte mir Vagantin bis August letztes Jahr ein halbwegs akzeptables Leben ermöglicht. Hier noch eine kurze Zusammenfassung meiner bisherigen Leidensgeschichte:

 

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In der Kindheit sehr offen, lebensfroh und extrovertriert. Mit ca. 13 Jahren zu Beginn der Pubertät dann auch Anfang der Hyperhidrose.
 
Erste Symptome: 
- von der Deutschlehrerin aus dem Unterricht genommen und auf meinen Körpergeruch angesprochen worden (Deo war bis dato unbekannt/nie genutzt)
- permanent feuchte und kalte Hände und Füße, nicht extrem nass oder tropfend. Regelmäßig abfällige Kommentare und angeekelte Reaktionen bei Handshakes auf dem Schulhof, deshalb immer 3 Taschentücher in den Hosen oder Jackentaschen die ich umgreifen konnte um wenigstens ein wenig Schweiß loszuwerden. Starke Korrelation zwischen Antizipation von Stressmomenten und stärkeren Symptomen (Psychosomatik). Achselschweiß hingegen sogar tropfend bzw. den Torso seitlich herunter laufend
- während Klassenarbeiten immer verschmiertes Papier dass sich wellt, je länger ich darauf schreibe. Insbesondere Handkante und Fingerspitzen immer freucht, Abdrücke auf Tischen/Tresen durch Hände bzw. auf Boden durch Füße, selbst durch Socken hindurch. Hand auf Oberschenkel der Partnerin und einige Minuten später ist die Hose an der Stelle komplett feucht
- auch beim Arbeiten mit Tastatur, zocken mit Controller, navigieren von Smartphone oder Tablet, Billard spielen immer Probleme. Ab einem gewissen Punkt immer 2 Paar Socken an, damit das Tragen von Schuhen nicht zu unangenehm wird (Herumrutschen darin, Scheuern etc.)
- Probleme mit Salzrändern in den Achseln von Shirts und sogar Pullovern, irgendwann sofort Geruch wenn man wieder reinschwitzt. Allgemein Geruchsprobleme im Tagesverlauf wenn Deo nicht nachgesetzt oder Kleidung ausgetauscht wird. Ca. 15cm Durchmesser der Flecken.
- auch Schweißbildung am Rücken bei normalem Schulweg, dann klamme oder nasse Kleidung am Rücken (Kommentare bei Umarmungen oder von Physiotherapeut), auch Schweißbildung im Schritt, dadurch Geruchsprobleme ohne Deo, sowie unter der Brust und am Bauch.
- einzige Bereiche ohne vermehrte Schweißbildung im Alltag: Unterarme und Beine, Gesicht
- oft schweißgebadet aufwachen in nassem Bett/nasser Decke wenn etwas zu warm temperiert
- nach dem Duschen oft noch starkes Nachschwitzen, vor allem wenn vorher Sport gemacht
- Kopfschweiß nicht extrem ausgeprägt aber vermutlich leicht überdurchschnittlich
- generell schlimmere Symptome und größerer Leidensdruck in Herbst/Winter vs. Frühling/Sommer
  
 
Dinge, die ich gemieden/nie gemacht habe:
 
Gitarre/Klavier spielen, Tanzen, Karate, Yoga-Kurs, bestimmte Kleidung tragen. Krafttraining als Teenager. Mittlerweile dank Flüssigkreide und Zughilfen machbar.
  

Gemerkt, dass Alkohol eine beruhigende Wirkung hat und je mehr ich trinke, desto weniger Symptome. Dadurch zwischen 14 und 18 sehr viel Konsum. 

Ohne Alkohol und nach der Schulzeit starke depressive Phase, Isolation & Computerspielsucht. Angst/Probleme mit Menschen auf körperlicher Ebene zu interagieren, insbesondere bzgl. intimem Kontakt. 
 
 
Mit ca. 21 (in 2006) das erste Mal Recherche, Wissen über Krankheit Hyperhidrose, Testen von verschiedenen Behandlungsmethoden:
 
  • Salbei Tee und Tabletten: Keine Wirkung
  • Deospray mit Aluminium: Keine Wirkung
  • Iontophorese an Händen: Eher Verschlechterung der Symptome, aber nie langfristig versucht, da nur ein Areal von vielen die betroffen sind
  • Sormodren: Wirkung da, aber extrem heftige Nebenwirkungen (Benommenheit, Schwindel, Zombiemodus)
  • Beta-Blocker: Keine Wirkung
  • Biperiden (zur Behandlung von Ruhetremor): Keine besondere Wirkung, weder gegen Tremor noch HH
  • Vagantin: Starke aber erträgliche Nebenwirkungen. Leider sehr unzuverlässige Wirkung, bis viele Jahre später die Erkenntnis mit nüchternem Magen
  • aufgehört zu Rauchen, abgenommen, 98% aufgehört zu trinken, Sport, Yoga zuhause, alles ohne spürbare Verbesserung der HH
  • Untersuchung Schilddrüsenwerte, Ultraschall Schilddrüse, Blutwerte alles i.O.
  • Antihydral: Albtraum wegen kaputter Hände und dann mehr kompensatorisches Schwitzen, das nicht mehr weggeht
  • 3,5 Jahre Psychologische Verhaltenstherapie
  • Antidepressiva (MAO-Hemmer glaube ich): Eher gegenteilige Wirkung oder keine, schwer zu sagen
  • seit etwa einem Jahr Deoroller mit Aluminiumchlorid (Perspirex Strong), der tatsächlich sehr gut Achselschweiß eliminiert hat. Mittlerweile vorsichtig auch Anwendung an den Füßen, in der Leiste und Gesäß. An den Händen leider kein wirklicher Effekt
  • Saugkürretage und Botox kamen nie in Frage da zu lokal und mit fragwürdigem Erfolg
 
 
 

Stand aktuell (eigentlich):

 
Kombination aus Vagantin morgens + Perspirex für Achseln, Schritt/Gesäß und Füße macht es erträglich, aber immer noch schwierig. Dazu kommen Nebenwirkungen:

Vagantin: - Mundtrockenheit generell (-> Mundgeruch, Zahngesundheit etc.). Bei mündlicher Prüfung kaum reden können // Mittagspause ohne Getränk fast an Brötchen erstickt weil kein Speichel
                - Augentrockenheit va. nach Lasik, keine Möglichkeit für Kontaktlinsen -> Augentropfen
                - Restharnbildung, Probleme Wasserlassen/letzter Tropfen seit einiger Zeit
                - hält nicht lange, schwierig mitten am Tag zu nehmen ohne nüchternen Magen
                - Bedenken wegen potenziell gesteigertem Demenzrisiko
 
Zudem Vagantin seit August 2023  Lieferprobleme. Oxybutynin alternativ probiert, aber ist unzureichend.

 

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Ich hatte mich in der Vergangenheit bereits über die OP informiert als Vagantin das erste Mal nicht lieferbar war, jedoch davon abgesehen, da ich doch sehr viel Negatives darüber las und die Lieferfähigkeit wieder hergestellt wurde. Letzten November habe ich dann Andreas' Threads hier im Forum gefunden und darüber auch die Website von Dr. Tarfusser, in der deutlich detaillierter und differenzierter auf diese beiden Eingriffe eingegangen wird. Genauere Ausführungen dazu können in den erwähnten Threads gelesen werden, oder gleich auf der erwähnten Seite: https://www.chirit.com/de/hyperhidrose--uebermassiges-schwitzen

 

Im Vorfeld gestaltete sich die Kontaktaufnahme durchwachsen. Auf das Webformular bekam ich Antwort, allerdings sollte ich nachfolgend in der Regel die Erfahrung machen, dass Dr. Tarfusser per Telefon relativ gut, per Mail jedoch sehr schlecht erreichbar ist. Es handelt sich bei Dr. Tarfusser um einen außerordentlich ruhigen, angenehmen Menschen, dessen Art es einem deutlich leichter macht, einen so schwerwiegenden, ggf. irreversiblen Schritt auf sich zu nehmen. Über viele Telefonate hinweg wurde alles besprochen und koordiniert und so fand sich der Termin, ein paar Wochen später, am 17.01.


Für die Anfahrt empfiehlt sich vermutlich eher das Auto oder der Zug, da der nächste Flughafen mit Innsbruck oder Verona noch ein gutes Stück entfernt liegt und so reiste auch ich mit dem Zug an (ca. 10h Fahrt). Für den Aufenthalt vor (und ggf. nach) der OP kann ich nur das Hotel Kolping empfehlen, das wirklich um die Ecke der Klinik liegt. Hier buchte ich im Vorfeld ein Einzelzimmer und spontan am Tag nach der OP noch eine weitere Übernachtung.

 

Die Eingriffe verliefen bei mir nicht gänzlich ohne Komplikationen (ELS rechts war etwas schwieriger, dadurch deutlich stärkere Schmerzen und Bewegungseinschränkungen anschließend) und die Erholung war schwieriger, da ich keine NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac nehmen kann und entsprechend nicht von deren anti-entzündlicher Wirkung profitieren konnte. Zudem hatte ich wohl überdurchschnittlich viel Restgas im Körper, sodass atmen und bewegen danach deutlich schmerzhafter und einschränkender war als erwartet. Die OP war auch erst am frühen Nachmittag, sodass mir nicht so viel Zeit blieb, um für die 10-stündige Rückreise per Zug wieder fit zu werden. All diese Faktoren trugen dazu bei, dass ich mich entschied noch eine weitere Nacht in Meran zu bleiben und rückblickend war das definitiv die richtige Entscheidung und ich würde es jedem empfehlen, von Beginn an so zu planen. Für die Rückfahrt bekam ich Kodein+Paracetamol und Novalgin, was mich einigermaßen durch die Zeit brachte, aber gepaart mit den Folgen der Narkose, dem wirklich eisigen Winterwetter, waren die Schmerzen teilweise schon grenzwertig. Aber ich kam heil wieder zuhause an. 

 

Ich habe mir vorgenommen, insbesondere in den ersten Tagen und Wochen nach der OP, keine der Veränderungen zu überbewerten, da es doch ein heftiger Eingriff in die Vorgänge des menschlichen Körpers ist und dieser sich erst einmal darauf einstellen und damit klar kommen muss. Stand jetzt, Sonntag 21.01., bin ich allerdings immer noch sehr mitgenommen, allerdings habe ich auch am gestrigen Abend das letzte Mal Schmerzmittel genommen und muss sagen, dass es mir jeden Tag besser geht. Was den Erfolg der OPs betrifft, bin ich vorsichtig optimistisch. Am krassesten war wirklich der Kontrast von unmittelbar vor der OP, als ich im sehr kühlen OP-Saal lag, mit eiskalten, klatschnassen Händen und Füßen unter Wolldecke und auf Heizdecke liegend und dann nach der OP, als ich mit warmen, trockenen Händen und Füßen aufgewacht bin. Seither hatte ich einige wirklich besondere, emotionale Momente, in denen ich einfach nicht fassen konnte, dass ich jetzt mit knapp 40, das erste Mal in meinem erwachsenen-Leben ein paar Socken anziehen kann, das einfach den Fuß hinauf gleitet, ohne gekrempelt gezerrt werden zu müssen. Und auch nach Stunden, selbst nach 11h in gefütterten Leder-Boots und Stress ohne Ende, kann ich die Schuhe ausziehen und die Socken kleben nicht am Fuß, durchsetzt von Schweißflecken. Oder in einer Stress-Situation im Zug einfach cool zu bleiben und mit trockenen Händen mein Smartphone bedienen zu können. Ohne Handschuhe am windigen Bahnhof stehen und keine eiskalten Hände zu haben, denen der Wind noch mehr zusetzt.

Auf der anderen Seite habe ich aber ähnliche Gedanken wie sie auch von Andreas' in seinem Thread beschrieben wurden, die mich umtreiben, hier seine Worte: "Die ersten Wochen danach waren eher schwierig. Ich war emotional sehr aufgewühlt von der OP, dazu die Schmerzen rund um die operierten Stellen und die Vollnarkose verwirrte mich auch noch einige Tage. Ich schlief schlecht und hatte etwas Mühe beim Atmen. Dazu dauernd die Frage, ob ich nicht einen Schritt zu weit gegangen war. Das hatte ich schon kurz nach der ersten OP, aber jetzt war es noch stärker." Das kann ich 1:1 nachempfinden und ich versuche, mich nicht beunruhigen zu lassen. Zudem habe ich gestern und heute stellenweise wieder an Händen und Füßen geschwitzt, wenn auch lange nicht vergleichbar mit vor der OP, aber doch deutlich mehr als am Donnerstag z. B. - aber ich sitze auch nur zuhause und habe Zeit ohne Ende, mir Gedanken zu machen. Kopf-F***erei wie ich es immer nenne. Dr. Tarfusser sagte mir auch, dass sich die Nerven zum Teil nochmal entladen und ein Nachschwitzen hier und da normal sei. Zum Teil fühlt es sich einfach auch extrem dissonant an. Ich weiß ganz genau, wie mein Körper auf eine bestimmte Sache (meine Hände sind ineinander gefaltet) reagieren möchte, normalerweise reagieren würde. Es ist eine extreme, psychosomatische Reaktion die über 25 Jahre entwickelt und verstärkt wurde. Und jetzt kann er es nicht mehr, aber die Erwartungshaltung ist dennoch weiterhin da. Damit habe ich auch gerechnet und ich gehe davon aus, dass es eine ganze Weile dauern wird, bis sich das geändert hat, auch und gerade in sozialen Situationen. Und der Körper ist ja immer noch der selbe, das Gehirn, das Herz, das ganze Drumherum. Es sind "nur" ein paar Nerven/Nervenbündel abgetrennt bzw. zerstört wurden die gewisse Vorgänge verhindern und diese Inkongruenz ist nicht einfach.

 

Aber wie gesagt versuche ich alles in diesen ersten Wochen nicht über zu bewerten, zumal ich wirklich noch weit weg von 100% erholt bin, sowohl von der OP selbst, den insgesamt 10 Einschnitten (2x klein unter jeder Achsel, 2x klein und 1x groß in der Flanke), als auch den Nachwirkungen der im Körper verbliebenen Gase im Bauchraum und um die Lunge herum. Schlaf ist zwar besser, aber durch die gerade erwähnten Faktoren immer noch ziemlich beeinträchtigt und auch die zwei Fahrten und der ganze damit verbundene Stress stecken mir sicher noch in den Knochen.

 

Ich werde hier regelmäßig updaten, für mich und auch andere. Ihr könnt gerne Fragen stellen und ich werde so gut es geht versuchen, diese zu beantworten.

 

Achja, die Kosten. Die OP selbst belief sich auf insgesamt 6000€, Reisen, Unterkunft und Verpflegung waren nochmal rund 470€, allerdings bin ich hier durch die Fahrt im Januar und generell recht sparsames Vorgehen vermutlich eher günstig weggekommen. Für meinen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse rechne ich mir keine hohen Chancen ein, daher habe ich von Beginn an damit kalkuliert, das alles selbst bezahlen zu müssen. Wenn man aber die zusätzlichen Kosten für Medikamente, Kleidung und andere Dinge entgegen stellt (mal von dem Mehr an Lebensqualität, das mit dem Eingriff einher gehen soll ganz abgesehen), sollte das einen nicht unbedingt abschrecken.

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Wow, danke! Gerade auch dafür, dass Du uns weiterhin auf dem Laufenden halten willst.

P.S.
Ich vermute die Doppeltbeiträge wurden durch das nachträgliche Editieren des ursprünglichen Beitrags erzeugt, oder?
Ich bin gerade mit dem Entwickler der Forensoftware dran, das Problem nachzustellen und zu untersuchen.


Sascha Ballweg | Initiator HyperhidroseHilfe.de und des Webshops Schwitzen.com
Palmare Hyperhidrose zu ca. 95 % gelindert: "Bei mir wirken Antitranspirante & Iontophorese gleichermaßen gut, wobei die Iontophorese etwas schneller gegen meine Schweißhände wirkt. Wer Fragen hat… ich helfe gern :)"

17 Tage nach der OP und knapp 2 Wochen seit dem Eröffnen des Threads mal ein Update:  Das Nachschwitzen hat sich wie angekündigt nach rund 3 Tagen wieder eingestellt. Das war schon nicht einfach, von der Psyche her, das durchzustehen aber dank den Erzählungen im anderen Thread und Dr. Tarfusser's Warnung wusste ich ja, was mich erwartet. Ansonsten muss ich sagen, dass ich das Maß an Problemen und Schmerzen nach der OP schon unterschätzt habe. Oder aber es war ein überdurchschnittlich beschwerlicher Verlauf durch die Komplikationen und fehlende Wirkung von NSAR wie Ibuprofen. Nach 2 Wochen ging Atmen zwar besser, aber noch immer konnte ich ohne Beschwerden nicht richtig tief einatmen und je nach Liegeposition oder Körperhaltung war es weiterhin schmerzhaft. Das ist jetzt endlich fast gänzlich verschwunden. Auch die leichten Blutergüsse an den Flanken haben sich zwar gut erholt, aber sind noch nicht verschwunden und ich merke unter den Einschnitten noch immer, dass das Gewebe nicht vollständig regeneriert ist. Aber ich bin wenigstens deutlich mobiler als noch vor einer Woche.

Am meisten Probleme bereiteten mir allerdings seit einigen Tagen meine Beine. Von den Waden bis zu den Oberschenkeln und deren Rückseite als auch seitlich vom Gesäß fühlen sich sehr schwer an und tun weh, insbesondere nach dem Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen und wenn ich länger still stehe. Meine Beine sind auch merklich kühler als der Rest, vor allem die Oberschenkel. Die Schmerzen werden schlimmer, wenn ich meine Knie anwinkel oder die Hüfte beuge also wann immer die Blutzufuhr eingeschränkt wird. Ich habe die Theorie, dass das alles mit den Veränderungen der Durchblutung zusammenhängt. Thrombosen haben sowohl mein Umfeld als auch Dr. Tarfusser ausgeschlossen, das würde sich anders niederschlagen. Er meinte auch, dass das jetzt keine alltägliche Nebenwirkung der OP sei, aber auch nicht all zu überraschend, da sich doch viele Vorgänge im Körper ändern müssen und eine Gewöhnungsphase stattfinden muss und riet zu Geduld - sowas kann durchaus mal bis einen Monat nach der OP andauern. Dennoch ist es sehr frustrierend, den ganzen Tag mit Schmerzen zu sein und diese Ungewissheit zu haben. Diese Schmerzen haben sich mittlerweile wieder gebessert, aber sind noch nicht vollkommen verschwunden. Darüber hinaus habe ich immer noch eine gewisse Taubhaut im Brustbereich (auch schon deutlich weniger) und die Haut dort ist weiterhin sehr schmerzempfindlich. Dr. Tarfusser führt dies auf den darunterliegenden Nerv zurück, der bei der OP auch nicht gänzlich unbeschadet blieb, was sich leider gerade bei engen Brustkörben (wie bei mir der Fall) teils nicht verhindern lässt. Auch an den Seiten der Oberschenkel ist die Haut noch sehr schmerzempfindlich, insbesondere links. Ansonsten habe ich eine taube Stelle zwischen zwei der Einschnitte an der linken Rumpfseite, aber ist nur ein sehr kleiner Bereich.

Das kompensatorische Schwitzen am Bauch und Rücken, manchmal Beinen, stört zwar, aber ist ja etwas mit dem ich von Anfang an einverstanden gewesen war als Tausch zu trockenen Händen und Füßen und ist vergleichsweise unproblematisch. Vielleicht pendelt sich das auch noch ein in den nächsten Monaten, es ist definitiv kein permanentes Schwitzen wie es an Händen und Füßen der Fall war. Für die warmen Monate erhoffe ich mir noch mehr Linderung und eine bessere Zeit. Was mir sonst noch auffiel ist ein vermehrtes Schwitzen im Nacken wenn ich esse, allerdings nicht bei allen Lebensmitteln und zu allen Zeiten. Mal sehen, wie sich das entwickelt, aber es ist jetzt kein riesiges Problem bisher.

Die Hände sind wirklich staubtrocken und ich hatte bereits ein sehr positives Erlebnis, als ich diese Woche zwei Neuankömmlinge in der Firma begrüßen durfte und mir um das Händeschütteln überhaupt keine Gedanken machen musste. Im Gegenteil, ich konnte mich auf das Gegenüber konzentrieren und selbstbewusst, fest die Hand geben während ich Augenkontakt hielt und lächelte. Das mag für Nichtbetroffene wenig beeindruckend klingen, aber jeder, der die Situation aus HH Sicht kennt, weiß, wie monumental das war. Auch im Krafttraining (gestern, 16 Tage nach der OP das erste mal ganz leicht wieder eingestiegen) war es definitiv ein Erlebnis der besonderen Art. Der Griff ist plötzlich kein Problem mehr, was ein Luxus.

Die Füße sind auch relativ trocken, aber z. B. nach langer Zeit in Turnschuhen, doch noch ein bisschen schwitzig. Das ist aber überhaupt kein Problem, da sie trotzdem immer schön warm sind und ein wenig Kühlung natürlich und nicht verkehrt ist.

 

Insgesamt würde ich bisher von einem klaren Erfolg sprechen, aber ich denke auch, dass es noch Monate dauern wird, bis sich alles halbwegs normalisiert und eingestimmt hat. Ich kann nur nochmals wiederholen, dass der Eingriff kein Spaß ist und wohlüberlegt sein sollte, da es doch so einiges gibt, was der Körper hier bewältigen muss. Ein Fingerschnippen und trockene Hände/Füße klingt schön, aber Nerven, Durchblutung, Gewebe...da ist ne Menge im Spiel. Vielleicht habe ich auch Pech und die ein oder andere Beschwerde geht nicht mehr weg, wer weiß. Ich werde euch jedenfalls weiter auf dem Laufenden halten.

Bedankt von: Sascha Ballweg

Ich glaube, dass ein Fazit noch verfrüht ist und denke, dass man dieses vielleicht sogar frühstens in einem Jahr abgeben kann.
Es ist wirklich toll, dass Du uns auf dem Laufenden hältst. Danke Sascha


Sascha Ballweg | Initiator HyperhidroseHilfe.de und des Webshops Schwitzen.com
Palmare Hyperhidrose zu ca. 95 % gelindert: "Bei mir wirken Antitranspirante & Iontophorese gleichermaßen gut, wobei die Iontophorese etwas schneller gegen meine Schweißhände wirkt. Wer Fragen hat… ich helfe gern :)"

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